Wir sind heile in Deutschland gelandet und am Freitagmittag in Löhne angekommen. Jetzt beginnt die Nachbereitung unserer Reise. Wir werden alle unsere Fotos und Videos aus Nicaragua sichten und verarbeiten, um unsere Erlebnisse für euch greifbar zu machen und vor allem zu berichten, was sich in Condega in Bezug auf die laufenden Projekte getan hat und noch immer tut. Wir halten euch hier auf dem Laufenden und werden berichten, sobald es etwas Neues gibt.
Mittwoch, 09.08.2017
Der letzte Tag unserer Reise bricht an und wir fahren an einen Strand unweit unseres Hotels. Hier erstrecken sich lange Sandstrände, an denen zwar vereinzelt Hotels oder Bars zu finden sich, jedoch kein Massentourismus Einzug erhalten hat. Die Fischerboote der anwohnenden Fischer liegen am oberen Strand und dienen uns als Sonnenschutz vor der Sonne, die heute besonders heiß vom Himmel scheint. Die Hitze muss in der Trockenzeit unerträglich sein, wenn die Temperaturen noch einmal um ein paar Grad steigen.
Abends machen wir uns dann auf den Rückweg nach Managua, von wo wir am nächsten Morgen zum Flughafen aufbrechen. Wir blicken auf eine tolle Zeit in diesem unglaublich gastfreundlichen Land zurück, obwohl wir noch einige Zeit brauchen werden, um zu realisieren, was wir alles erlebt, gesehen und vor allem mit nach Deutschland mitgenommen haben.
Dienstag, 08.08.2017
Wir starten den letzten Tagesausflug unserer Reise und fahren mit einem kleinen Boot durch die Isletas von Granada - eine vorgelagerte Inselgruppen mit zahlreichen bewachsenen und bewohnten Inseln. Die Inseln befinden sie sich in Privatbesitz und sind zum Teil mit prächtigen Ferienhäusern bebaut. Auf einer Insel leben sogar Affen, die von einem Arzt zur Erholung dort ausgesetzt wurden und geblieben sind. Ein sehr idyllisches Plätzchen Erde!
Anschließend geht es zum Pazifik - zum letzten Highlight unserer Reise, wo wir in Pochomill die Nacht verbringen werden. Der Fischereiort ist von geschäftigen Treiben der Fischer geprägt, deren Boote den gesamten Strand säumen. Die Bilder zeigen per se die Schönheit dieses Ortes. Abends werden wir Zeugen eines starken Gewitters, welches über den Pazifik hinwegzieht. Zahlreiche Blitze erhellen den Himmel und schießen im Sekundentakt hinunter ins Meer. Der Donner ist ohrenbetäubend und die Wellen türmen sich heftig auf - die Natur ist auch hier die herrschende Kraft.
Montag, 07.08.2017
Der Tag des Vulkans - heute besichtigen wir den aktiven Vulkan Masaya. Ein riesiger Krater von sechs mal elf Kilometern liegt inmitten von steilen Feldwänden und in dessen Tiefe lässt sich die
rot brodelnde Lava erkennen. Die Eruptionen des Vulkans wurden von der indigenen Bevölkerung als Zeichen verärgerter Götter gedeutet. Daher brachte sie an dieser Stelle Menschenopfer dar, zu
denen häufig kleine Kinder oder Jungfrauen gehörten. Im anliegenden Museum ist eindrucksvoll dargestellt, welch große Rolle Vulkane in Nicaragua spielen.
Anschließend fahren wir zu der Laguna de Apoyo, die wir am Vortag schon von oben gesehen haben, um im Vulkansee zu schwimmen. Das Wasser ist mit etwa 28°C erstaunlich warm und der Boden
überwiegend mit schwarzem Sand bedeckt. Hier erfahren wir die Schönheit Nicaraguas hautnah.
Sonntag, 06.08.2017
Der letzte Morgen in Condega bricht an. Wir verabschieden uns herzlich von unseren Gastfamilien und bekommen Gastgeschenke von ihnen mit auf den Weg, unter denen auch Schutzengel sind, die auf
uns aufpassen sollen. Unsere Gastfamilien in Condega sind uns in den letzten drei Wochen sehr ans Herz gewachsen.
Dann machen wir uns mit unserem Bulli auf den Weg nach Masaya, um dort auf dem alten Markt typische, handgefertigte Waren als Souvenir zu kaufen. Die Stände stehen dicht an dicht und die
Verkäufer sprechen uns von allen Seiten an und bieten ihre Waren feil. Nach der Zeit in Condega, in dem wir zwar Fremde aber vor allem willkommene Freunde waren, sind wir auf einmal wieder
Touristen. Ein befremdliches Gefühl, an das wir uns erst noch gewöhnen müssen.
Von Masaya aus geht es zu einem Aussichtspunkt, von dem wir einen traumhaften Blick auf die Laguna de Apoyo haben. Der Vulkansee ist einer von vielen Vulkanen, die Nicaragua die Bezeichnung als
Land der Vulkane einbringen.
Abends kommen wir in Granada, einer alten Kolonialstadt, an. Hier dominiert der Tourismus, aber die Häuser aus der Kolonialzeit zeigen uns eine weitere Seite der Geschichte Nicaraguas.
Samstag, 05.08.2017
Der Samstag steht ganz im Zeichen des Abschieds - unser letzter Tag in Condega ist angebrochen. Wir bereiten eine große Abschiedsfeier vor, zu der wir sowohl unsere Gastfamilien als auch den
Bürgermeister, unseren Tanzlehrer und andere für uns wichtig gewordene Personen einladen. Die Kinder des INPRHU verabschieden uns mit einem traditionellen Tanz und auch wir sagen mit einer kurzen
Darstellung unserer Heimat und des Lebens in Deutschland Danke für die schöne Zeit hier. Es herrscht eine unglaublich herzliche Stimmung und mit viel Tanz und Musik finden unsere drei Wochen in
Condega einen grandiosen Abschluss.
Ab morgen starten wir einen neuen Abschnitt unserer Reise und werden das Land erkunden. Geplant ist eine Tour über Granada nach Masaya und Pochomill. Die Reise in Aussicht macht den Abschied aus
Condega erträglich, der einigen doch schwerer als erwartet fällt.
Freitag, 04.08.2017
Am heutigen Vormittag besuchen wir die Grundschule Julio Cesar Castillo. Dort wird uns von den Schülern und Lehrern zu Beginn eine bunte Aufführung geboten. Die jungen Schüler zwischen sieben und
neun Jahren tanzen für uns Folklore und andere traditionelle Tänze, die sie im Kreativkurs gelernt haben. Dabei gibt es ein Getränk aus dreierlei Milch mit Kaffee und Rum - den sogenannten Kaffee
des Teufels. Super für den Start in den Tag!
Anschließend besichtigen wir das Schulgebäude. In der Vorschule werden die Jüngsten auf spielerische Art unterrichtet und lernen Grundsätze wie zum Beispiel Farben und einen Stift zu führen. Es
schließt die Grundschule an, die hier sechs Klassenstufen umfasst. Der Unterricht ist in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte der Schüler besucht morgens die Schule, die andere nachmittags.
So sollen alle 800 Schüler, die allein die Julio Cesar besuchen, untergebracht werden.
Das Material für den Unterricht wird zum Großteil vom Staat gestellt, sodass Schulbücher an die Kinder ausgeliehen werden können. Allein Schreibhefte und Stifte bringen die Schüler grundsätzlich
selbst mit. Für Kinder aus ärmeren Familien werden aber regelmäßig Spendenaktionen organisiert, sodass möglichst allen Kindern die nötige Grundausstattung zur Verfügung steht. Ähnlich verhält es
sich mit den Schuluniformen. Die bis vor ein paar Jahren noch vorherrschende Uniformpflicht ist mittlerweile aufgehoben, sodass auch Kinder, deren Familien sich keine Uniform leisten können, die
Schule besuchen können. Die Uniform selber ist frei definiert - es ist lediglich festgelegt, dass ein weißes Shirt mit blauer Hose oder einem blauen Rock getragen werden soll. Ob die offizielle
Uniform gekauft oder eine günstigere Alternative gewählt wird, ist den Eltern freigestellt.
Trotzdem die Kinder sowohl in Alltagskleidung zur Schule kommen können und viel Material gestellt wird, gibt es einige Ausfallquoten. In diesem Fall suchen die Lehrer das Gespräch mit den
Familien, um die Teilnahme des Kindes am Unterricht zu sichern. Eine Lehrerin erzählt uns, dass viele Kinder aufgrund der Wegstrecke nicht zur Schule kommen können. In einem solchen Fall wird
versucht, benachbarte Eltern von Schulkameraden zu finden, die das Kind mit zur Schule nehmen. Das Bewusstsein der Wichtigkeit von Bildung und die Bemühungen, allen Kindern eine solche zu
ermöglichen, nehmen wir als sehr positiv wahr.
Sehr überraschend ist der Ansatz der Binnendifferenzierung, der hier bereits im Bewusstsein ist und nach unserem Eindruck auch umgesetzt wird. Besonders starke Schüler bekommen weiterführende
Aufgaben, während schwächere entsprechend gefördert werden. Es ist deutlich zu erkennen, dass in den letzten Jahrzehnten eine positive Entwicklung an den Schulen stattgefunden hat und die Bildung
für alle ein erklärtes Ziel ist.
Am Nachmittag bekommen wir eine Einführung in die nicaraguanische Küche und kochen zusammen mit zwei Köchinnen Gallo Pinto und bereiten Guacamole und Kochbananen zu. Gewürzt wird hier vorrangig mit Zwiebeln, Limonen, Koriander und Salz, was für ein besonders frisches und würziges Aroma sorgt. Dabei sind die Gerichte einfach und schnell zubereitet, sodass sich einige die Rezepte merken, um sie in Deutschland nachzukochen.
Donnerstag, 03.08.2017
Heute haben wir einen freien Tag, um Nicaragua zu erkunden, und besuchen das Naturschutzgebiet Miraflor. Mit unserem gelben Schulbus geht es gewohnt ruckelig über schmale Wege in die Berge zur Finca Lindos Ojos. Von da aus starten wir eine Wandertour zu einem Aussichtspunkt, während einige auf Pferden durch die schlammigen Wälder dorthin reiten. Auf dem Weg sehen wir parasitäre Pflanzen, die sich an Bäumen festsetzen und uns an Dementoren erinnern. Die Natur selbst ist sehr eindrucksvoll und auch bei uns heimische Pflanzen wie die Eiche sehen hier anders aus - nicht zuletzt, weil sie trotz des Winters aufgrund des warmen Klimas immergrün sind. Vom Aussichtspunkt aus haben wir dann einen grandiosen Blick ins Tal. Der obligatorische, über den Abgrund hängende Stein wird natürlich zum Fotomotiv Nummer eins erklärt.
Mittwoch, 02.08.2017
Heute verbringen wir unseren freien Vormittag in der Stadt, schlendern durch Geschäfte, genießen die Sonne im Park und bekommen so einen Eindruck vom Alltag in Condega.
Anschließend geht es an die Arbeit. Nachdem wir gestern große Tore für einen benachbarten Sportplatz gebaut haben, fertigen wir heute kleinere Tore für den Innenhof des INPRHU an. Nur bewaffnet
mit Handsäge, Hammer und Nägeln zaubern wir aus Holzlatten zwei Tore für die Kids. Als kleines Dankeschön des INPRHU können wir danach noch T-Shirts mit typisch nicaraguanischen Motiven
bedrucken.
Dienstag, 01.08.2017
Heute setzen wir den gestrigen Tag fort und begleiten weitere Projekte im INPRHU. Im Bastelkurs knüpfen die Kinder Armbänder und der Flötenkurs übt fleißig Beethovens 9. Symphonie. Unter den
Kindern dort sind viele, die neben der Schule in der Tabakfabrik arbeiten müssen, um den Unterhalt der Familie zu sichern. Die Kurse des INPRHU geben ihnen zeitweise ein Stück Kindheit
zurück.
Am Nachmittag setzen wir unser Torbau-Projekt fort. Wir schleifen die zugeschnitten Holzlatten ab und malen sie anschließend in einem leuchtenden Rot an. Mittlerweile steht fest, dass die Tore in
einer ländlichen Kommune aufgestellt werden sollen, die bisher keine eigenen Fußballtore hat. Das ist besonders schade, weil Fußball hier immer populärer wird und mangels alternativer
Sportmöglichkeiten von fast allen Kindern gespielt wird.
Abends bekommen wir unsere zweite Tanzstunde. Unser Tanzlehrer braucht viel Geduld mit uns, aber findet mit der Polka einen Tanz, bei dem wir unser Tanztalent ausleben können.
Montag, 31.07.2017
Den Vormittag verbringen wir damit, Material für Fußballtore zusammenzusuchen, die wir den Kids schenken wollen. Die Tore im INPRHU waren dürftjg zusammengezimmert und haben beim letzten Spiel komplett nachgegeben. Deshalb wird es Zeit für neue, große Tore, die wir deutlich stabiler bauen, damit sie lange halten. Obwohl wir das Zusammenschrauben selber übernehmen wollten, sind die Nicas so fix und gastfreundlich, dass sie das für uns übernehmen und wir bei der Materialabholung bereits komplette Tore erhalten. Hier wird uns wirklich jede mögliche Arbeit abgenommen, obwohl wir auch selber gerne mit anpacken würden. Jetzt müssen wir sie nur noch anmalen. Da heftjge Regenschauer Condega unter Wasser setzen, verschieben wir das jedoch auf einen anderen Tag.
Im INPRHU nehmen wir an einem Mal- und Zeichenkurs teil. Dort treffen wir auf sehr begabte Kinder wir Jonathan, der mit 12 Jahren schon echte Kunstwerke aus Bleistift zaubert und später auch mal Künstler werden möchte. In dem Kurs der INPRHU bekommt er wie viele andere die Möglichkeit sein Talent auszubauen und sein Lehrer ist sehr darauf bedacht, Technik mit Spaß zu vermitteln.
Zeitgleich findet ein Manualidades-Kurs statt, in dem Hausfrauen aus Condega Sachen basteln, die sie anschließend verkaufen können, um mit dem Erlös weitere Projekte zu finanzieren. Dafür verwenden sie gerne recycelte Materialen und basteln wie heute beispielsweise Schlüsselanhänger.
Sonntag, 30.07.2017
Ein Tag mit der Familie! Heute haben wir Zeit, etwas mit unseren Gastfamilien zu unternehmen. Das Programm sieht ganz unterschiedlich aus und wir haben die Gelegenheit, ein bisschen mehr vom Leben in Nicaragua zu erfahren. Für die einen geht es zum sonntäglichen Gottesdienst, andere fahren zum Baseball-Spiel, in die Berge oder zur nächsten großen Stadt nach Estelí. Kristin und Nadine haben es gut getroffen. Bei der unglaublichen Hitze heute in Condega können sie ein laues Lüftchen auf einer abgelegenen Finca in den Bergen am Rio Estelí genießen.
Jasmin erlebt den heiligen Sonntag mit ihrer Gastfamilie auf traditionelle Art. Um 10 Uhr wird in Condega ein Freiluft-Gottesdienst vollzogen. Dieser ist ein ganz spezieller und geht deshalb 2-3 Stunden. Die Gemeinde versammelt sich auf der Straße vor einer großen Bühne. Einige haben sich Stühle mitgebracht. Anders als in deutschen Messen, tönt laute Musik aus den Lautsprechern und einige der Menschen singen. Raketen werden in die Luft geschossen, bis sich auch die letzten Menschen zur Messe begeben. Eine Art Umzug zieht durch die Straße, geführt von 6 Personen, die Maria in die Luft halten. Andere halten Schilder hoch und wedeln mit Fahnen. Der Pfarrer beginnt mit seiner Messe und fordert die Menschen immer wieder auf zu singen und zu klatschen. Ebenso tanzen Kinder vor der Bühne. Die Messe ist vergleichbar mit einer Demonstration, da immer wieder eine Art "Schlachtruf" ausgerufen wird. Abschließend kann man also sagen, dass eine spezielle nicaraguanische Messe nicht mit einer deutschen Messe gleichzusetzen ist.
Abends fällt in Condega für mehrere Stunden Strom und Wasser aus - nicht zum ersten Mal. Da auch Fernseher und WLAN funktionslos sind, suchen unsere Gastfamilien vermehrt das Gespräch und es entwickeln sich gemütliche Familienabende bei Kerzenschein. Luca nutzt die Zeit und sitzt mit ihren Gastgeschwistern und Kindern aus der Nachbarschaft draußen vor der Haustür. Diese helfen ihr mit ihrem Spanisch und lernen mit Freude Englisch. Es ist wirklich einfach für uns, in Kontakt mit den Bürgern Condegas zu kommen!
Samstag, 29.07.2017
Der heutige Tag steht im Zeichen des Ofens. In Condega werden zwar auch Gasherde benutzt, aber viele Köchinnen schwören auf ihre holzbetriebenen Öfen. Diese wurden in den letzten Jahren immer weiter optimiert, um sowohl das Einatmen des Rauchs zu minimieren als auch die Wärme möglichst effizient zu nutzen. Dafür unterstützt die Alcaldia den Bau von Öfen aus Vulkangestein, die mit Sand und Glasflaschen isoliert werden, mit einer Metallplatte als Kochstelle versehen werden und ein Abzugsrohr für den Rauch besitzen. Beim Bau eines solchen Ofens dürfen wir heute dabei sein. Das bedeutet Vulkangestein für das Herzstück des Ofens in Form hauen, Steine schichten und mit Zement fixieren und Fliesen anbringen.
Freitag, 28.07.2017
An unserem freien Vormittag beschließen wir, Condega näher zu erkunden und gehen zum Frühstück in ein Restaurant mit Schwimmbad. Im Moment ist dieses kaum besucht, weil den Nicas die im Moment vorherrschenden 30 Grad zu "kalt" sind. Der paradiesisch gestaltete Garten spiegelt aber deutlich die Vielfalt der Flora in Nicaragua wieder, die uns immer wieder erstaunt.
Am Nachmittag steht der Kontakt mit den Jugendlichen in Condega im Vordergrund. Am Park wird ein kleines Sportfest veranstaltet. Fußball ist hier sehr beliebt und es wird auf der Straße ein Turnier ausgetragen. Eine Straße weiter wird Volleyball gespielt, wo wir uns direkt mit einklinken. Die Partie wird überraschend nass, als ein Wolkenbruch die Straße zum Schwimmen bringt - bei der Wärme wird jedoch weitergespielt bis alle durchnässt sind. So gut fühlt sich Condega an!
Spätnachmittags leitet Catrin einen Theaterworkshop an, zu dem natürlich alle Jugendlichen vor Ort eingeladen sind. Der 25-jährige Leiter der Jugendgruppe FSLN findet es besonders spannend neue Methoden der Theaterpädagogik kennen zu lernen, weil er selber Teil einer Theatergruppe ist. Es ist geplant, dass er uns nächste Woche zeigt, wie er mit seiner Gruppe Theater spielt und uns einen Workshop gibt.
Donnerstag, 27.07.2017
Heute beschäftigen wir uns mit dem Kunsthandwerk Nicaraguas. Zuerst besuchen wir die Tabakfabrik in Condega. Dort werden 6000 Zigarren per Hand hergestellt, verkauft und exportiert. In dieser Tabakfabrik arbeiten 100 Leute, womit sie ein wichtiger Arbeitgeber ist, der den Menschen eine sichere Arbeit mit Krankenabsicherung und angemessenem Lohn gibt. Auch das Töpferhandwerk hat einen großen Stellenwert. Eine Töpferei in Condega exportiert Töpferwaren nach Managua und in weitere große Handelsstädte. Wir dürfen uns auch selber an der Töpferscheibe versuchen und lernen schnell, wie anspruchsvoll diese Arbeit ist. Allerdings haben die Arbeiter vor Ort große Angst, dass die Tradition des Töpferns ausstirbt, da hier - ähnlich wie in der Landwirtschaft - das Interesse junger Leute am Erlernen des Berufs ausbleibt. Das dritte Kunsthandwerk stellt die Holzverarbeitung dar. Neben kleinen Schachteln, Schalen und Kreuzen wird auch viel Dekoration hergestellt, was ebenfalls zu einem wichtigen Exportgut gehört. In einem kleinen Laden vor Ort kaufen wir schöne Souvenirs, die sehr hochwertig gearbeitet sind.
Mittwoch, 26.07.2017
Auf uns wartet ein Tag in den Bergen: Wir fahren mit einem gelben Schulbus zur La Laguna - ein See, der früher als Wasserspeicher zur Kaffeeanpflanzung diente und heute als touristischer Ort gedacht ist. Vor einigen Jahren wurde der Tourismus noch erkennbar genutzt und es standen Boote zur Verfügung. Diese sind heute verschwunden und der See liegt wieder brach. Anschließend besichtigen wir eine Grundschule, in der wir einen ersten Eindruck von den Schulverhältnissen bekommen. Im Matheunterricht haben die Kindern schriftliches Addieren gelernt. Die Lehrerin hat eine Aufgabe an die Tafel geschrieben, während die Kindern ihr mit viel Spaß zugerufen haben, wie das Ergebnis lauten soll. Interessant zu beobachten ist, dass viele Kinder eine Schuluniform tragen, aber auch einige Kinder in Alltagskleidung die Schule besuchen. Hier zeigt sich, dass auch Kindern, denen das Geld für eine Uniform fehlt, der Schulbesuch ermöglicht wird.
Gegenüber der Schule baut ein Bauer Kaffee an. Neben seiner Arbeit mit dem Kaffee erzählt er uns auch von seinem Kämpfen in der Revolution. Mit 13 ging er in die Berge zu den Guerilla-Kämpfern der FSLN, weil seine Familie nicht das nötige Geld für die Freistellung vom Wehrdienst in der Nationalgarde aufbringen konnte. Eine Perspektivlosigkeit bedingt durch die prekären sozialen Verhältnisse unter der Diktatur Somozas, die ihn den furchtbaren Geschehnissen des Krieges aussetzte. Die Situation, jemanden töten zu müssen und nicht in Frieden leben zu können, so erzählt er uns, wünsche er niemandem. Seiner schwierigen Vergangenheit zum Trotze blickt er positiv in die Zukunft und wünscht sich eine Pension, mit der er den Grundbesitz seiner Familie mehren kann. Diesen Wunsch nach einer gesicherten Zukunft für sich und seine Familie beeindruckt uns besonders.
Auf einer Öko-Finka mit dem Garten von Gethsemane in El Aato erleben wir unser botanisches Highlight und werden köstlich bekocht. Die Besitzer der Finka haben einen wunderschönen Garten angelegt, in dem die Vielfalt der Pflanzen dominiert. Die vielfältige Bepflanzung, die für Nicaragua eher ungewöhnlich ist, begründet der Bauer damit, dass er auf diese Weise viele unterschiedliche Pflanzen und Früchte ernten kann und er die Schönheit der Natur würdigen möchte. Die Pflanzen können aufgrund des beständig warmen Wetters gleichmäßig wachsen, sodass Blüten und Früchte zeitgleich an einem Baum stehen.
Dienstag, 25.07.2017
Auf diesen Tag haben wir uns besonders gefreut: Wir verbringen den Tag im INPRHU (Instituto promoción humana). Dieses wird von Weltwärts-Freiwilligen und dem Verein besonders unterstützt. Es gibt eine Vielzahl an Projekten:
- AIDS-Projekt zur Aufklärung über sexueller Krankheiten
- Kunst-Projekt, in dem vor allem Kindern zur Kreativität ermutigt werden und Stile und Techniken kennenlernen
- Englisch-Kurse, die den eher dürftigen Unterricht in den Schulen ergänzen bzw. vorbereiten
- Gitarren- und Blockflötenkurse, die eine musikalische Ausbildung ermöglichen
- Bastelkurse
- Ofenprojekt zum Aufbau energieeffizienter und gesundheitsfördernder Öfen
Einige der Kinder, die vor einigen Jahren selber Kurse besucht haben, sind mittlerweile als Lehrer im INPRHU tätig. Das hat uns alle sehr beeindruckt und von der Nachhaltigkeit des Projekts überzeugt. Die Kinder vor Ort freuen sich sehr über unsere Anwesenheit, malen mit uns eine Wand an und spielen mit uns Fußball. Der Kontakt mit den Kindern bringt uns das Leben hier im Ort näher. Wir tauschen uns auch mit Chrissty aus, die seit einem Jahr als Weltwärts-Freiwillige im IMPRHU und uns mehr über die positiven Ergebnisse des Projekts erzählt. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen noch einmal intensiver im INPRHU mitarbeiten können, da wir die Einrichtung gerne weiter unterstützen möchten.
Vier aus unserer Gruppe sind währenddessen in der Schule Cäsar Castillo und dort als Jury zu einem Wettbewerb eingeladen, bei dem Schüler englische Songs vortragen. Sie wollten gerne wissen, auf welchem Kenntnisstand sie sich befinden. Wir werden herzlich willkommen geheißen und unsere Meinung wird geschätzt. Für nicaraguanusche Verhältnisse sprechen die Schüler gut englisch, sodass sie nach dem Wettbewerb offen das Gespräch suchen. Bei Gesprächen über internationale Musik stellen wir fest, dass die Gemeinsamkeiten klar überwiegen. Sogar Helene Fischer ist fast allen hier ein Begriff.
Montag, 24.07.2017
Heute stellen wir uns, Löhne und Deutschland vor einer Gruppe Einheimischer vor. Es sind Vertreter kirchlicher Organisation, Schulen und der sandinistischen Jugend (FSLN) da. Wir halten unseren Vortrag und das integrierte Theaterstück auf Spanisch, um einen direkten Zugang zu unseren Zuhörern zu bekommen. Das kommt sehr gut an. Danach stellen sich auch unsere Zuhörer vor. Wir erfahren, dass die Jugendarbeit in Nicaragua von vielen verschiedenen Stellen organisiert wird. So sind sowohl kirchliche als auch schulische Organisationen beteiligt, aber auch unabhängige Träger - wie zum Beispiel die INPRHU, die wir später noch genau kennenlernen - und von der Partei FSLN getragene Gruppen spielen eine wichtige Rolle.
Nachmittags dürfen wir traditionelle Tänze kennenlernen. Bayardo bringt uns einen traditionellen Tanz, Salsa und Merengue bei. Nach wenigen Minuten stoßen Leute von der Straße und andere Freiwillige aus Puerto Rico dazu, die von der Musik angelockt werden. Verschwitzt aber glücklich freuen wir uns auf eine Wiederholung der Tanzstunde.
Auch wir sind nur Menschen - nach einer Woche hier brauchen wir einen Burger. Das Essen hier ist wirklich lecker und wir genießen es, die vielen traditionellen Gerichte zu probieren. Trotzdem ist es einseitig. Der Hauptbestandteil des Essens ist Reis mit Bohnen und Ei, sodass die Abwechslung in Form eines Burgers gut tut.
Sonntag, 23.07.2017
Heute steht ein Tag in den Bergen an. Wir fahren in das Bergdorf Santa Teresa und pflanzen vor Ort einige Bäume an, die den Erdboden festigen sollen. Aufgrund des steinigen Bodens ist die Anpflanzung sehr mühsam und das Durchdringen des Bodens bedarf hohen Kraftaufwands. Zudem fehlt hier oft das Geld zur Anschaffung von Pflanzen, sodass wir uns freuen, mit unserer Spende einen Beitrag dazu leisten zu können.
An der Schule, an der wir die Pflanzen in den Boden bringen, wird deutlich, dass sehr viel Plastik im Umlauf ist. Deshalb werden vor allem an den Schulen viele Projekte gestartet, die die Plastikflaschen nutzen, um Blumenbeete anzulegen oder diese dekorativ nutzen.
Nach der Arbeit dürfen wir uns auf dem benachbarten Baseballplatz im Schlagen und Werfen probieren. Einheimische Spieler zeigen uns, wie wir den Schläger halten müssen und zeigen uns ihre Spielweise. Nach unseren laienhaften Versuchen schauen wir den Profis zu. Es ist der beliebteste Sport in Nicaragua, sodass an einigen Orten richtige Spielfelder zur Verfügung stehen.
Anschließend bereiten wir unseren Vortrag für den nächsten Tag vor, an dem wir mit der Jugend in Kontakt kommen sollen.
Samstag, 22.07.2017
Heute schauen wir uns die Umsetzung der Projekte zum Rio Pire an. Wir fahren zu verschiedenen Bauern in den Bergen, die uns ihre Farmen zeigen. Dort werden vor allem Obstbäume angepflanzt, die sowohl die Erde sichern, als auch als Nahrungsquelle oder zum Verkauf bieten. Besonders beeindruckend finden wir die verschiedenen Obstsorten, die wir bei uns so nicht kennen. Vor allem die Bananenbäume und frisch gepflückte Avocados finden wir spannend.
Auf dem Land ergibt sich aufgrund der hügeligen Landschaft das Problem, dass keine Maschinen zur Bebauung eingesetzt werden können. Das bedeutet für die Bauern einen großen Aufwand. Da immer weniger junge Leute auf dem Land arbeiten wollen und lieber in die Städte ziehen und sicherere Berufe wählen, gibt es einen steigenden Bedarf an Landarbeitern. Das bedeutet für die älteren Bauern auf dem Land eine große Belastung, weil Arbeitskräfte ausbleiben und die Zukunft unsicher ist.
Freitag, 21.07.2017
Wir treffen uns morgens im Casa de Cultura und schauen uns das Museum an, in dem viele verschiedene Exponate der letzten hundert Jahre ausgestellt sind. Danach hören wir einen Vortrag über das Rio Pire Projekt, welches verschiedene Teilbereiche umfasst. So werden Wasserbecken als Auffangstellen eingerichtet, die in Trockenzeiten die Bewässerung ermöglichen und in der Regenzeit Überschwemmungen vermeiden. Zudem werden Bäume gepflanzt, um das Land zu festigen und vor dem Abschwemmen zu schützen. Gleiches gilt für den Bau von Mauern, die den Rio umlenken, und die Einrichtung des Frühwarnsystems SAT. Ein weiter Vortrag informiert uns über die mögliche Einbindung der Bevölkerung in diese Projekte.
Am Nachmittag bekommen wir eine Führung durch die Bürgermeisterei. Dort erfahren wir viel über die Verwaltung der Stadt, wo man die Geburt eines Kindes, Hochzeiten und Sterbefälle melden muss, wie das Steuersystem in Condega und ganz Nicaragua funktioniert und lernen eine Stelle kennen, in der die Wasserqualität der Stadt verbessert werden soll.
Donnerstag, 20.07.2017
Heute starten wir einen Ausflug mit der Gruppe: Es geht in den Cañon de Somoto. Dies ist eine der berühmtesten Attraktionen in der Umgebung, die viele Touristen anlockt und für die Leute vor Ort eine wichtige Einnahmequelle bedeutet. Dort wandern wir geleitet von einem Touristenführer über Steine, waten durch den Fluss und gehen schwimmen. Uns erwartet eine traumhafte Aussicht auf Klippen und wir dürfen sogar selber springen. Begleitet werden wir von einem kleinen Jungen und zwei Einheimischen, die uns etwas über die Landschaft und das Leben hier berichten.
Nachtrag von Lukas:
„Nicaragua – so gewaltsam zärtlich.“
Die Bedeutung dieser Worte des argentinischen Literaten Julio Cortazar wird uns auf unserem heutigen Ausflug in den Cañon de Somoto bewusst: Gewaltsam, da wir die Bilder der erntenden Kinder entlang der Panamericana erst einmal verdauen müssen. Zärtlich, da sich uns eine natürliche Schönheit im Cañon offenbart, die die Zeit für einen Moment lang stillstehen lässt. Ein Reichtum in Form besonderer Momente und Erinnerungen, fernab jedweden Monetarismus, deren Notwendigkeit und Problematik uns hier jedoch auch permanent umgibt und deutlich wird.
Mittwoch, 19.07.2017
Tag der Revolution! Es ist nationaler Feiertag in Nicaragua und das ganze Land scheint auf dem Weg in die Hauptstadt, nach Managua, zu sein. Auf der Pan American fahren Menschenmassen mit und sogar auf alten amerikanischen Schulbussen. Das ganze Land feiert und wir sind angesteckt von der guten Stimmung. Nach dem Spektakel und einer guten Portion Gallo Pinto zum Mittag war der Rest des Tages für Organisation bestimmt. Wir bereiten eine Präsentation für den folgenden Montag vor. Unser Ziel dabei ist es ein bisschen von unserer Leben in Deutschland/Europa und unsern Vorbereitungen auf die Reise anderen Jugendlichen vorzustellen. Dabei nimmt ein großen Teil auch ein kleines Theater über einen typischen Tagesablauf in einer WG ein. Wir hoffen es ist uns gelungen!
Dann besichtigen wir noch Condega und vor allem das Flugzeug, von dem Nicas behaupten, dass es abgeschossen wurde. Damit steht es als Symbol für den Sieg der nationalen Unabhängigkeit. Heute hat es nicht nur symbolische Bedeutung, sondern bietet vor allem für Besucher wie uns auch einen schönen Blick über die Stadt.
Dienstag, 18.07.2017
Heute nehmen wir an der Einweihung eines Gesundheitszentrums teil, zu der wir eingeladen wurden. Es wird viel getanzt, gesungen und alle werden in die Feier mit eingebunden. Matthias legt ein flotten Tanz mit zwei Einheimischen aufs Parkett und für die Kinder gibt es zwei Pinjatas. Animiert wird alles vom Bürgermeister, der die Feier, die bei uns eher trocken wäre, sehr lebendig gestaltet.
Als wir nachmittags vom Fest nach Hause kommen, bekommen einige von uns wunderbare Hühnersuppe mit ganz jungen Maiskolben in der Schale und Klößen aus Gries und Hühnchen. Alles gekocht auf dem Herd, der noch mit Holz betrieben wird. Für viele andere gibt es Gallo Pinto, welches wir in den nächsten Tagen noch öfter essen werden.
In Condega fällt uns schnell auf, dass uns viele Menschen hinterherschauen und wir auffallen. Schnell wird allen klar, dass europäischer Besuch noch etwas Besonderes ist.
Montag, 17.07.2017
Am nächsten Morgen haben wir unser erstes echtes nicaraguanisches Frühstück: gebratenen Banane, Gallo Pinto, Ei, Avocado und Tomate. Das wird uns in den nächsten Wochen begleiten. Um 10 Uhr fahren wir mit einem Kleinbus und einem Pick-Up mit unserem Gepäck Richtung Condega los. Die Fahrt dauert länger als gedacht, erst um 13.30 Uhr erreichen wir Condega. Dort warten in der Bürgermeisterei die Gastfamilien und wir verteilen uns auf das Dorf. Kurz darauf nehmen wir an einem Umzug teil, bei dem wir mit den Einheimischen zusammen feiert, dass der Diktator Somoza geflohen ist. Wir werden von allen hier in Condega sehr herzlich empfangen, in den Arm genommen und fühlen uns sehr willkommen. Abends treffen sich alle Deutschen mit den Projektverantwortlichen im Restaurant "Las Vegas" und werden noch einmal herzlich begrüßt.
Sonntag, 16.07.2017
Heute sind wir Richtung Nicaragua aufgebrochen. 12 Jugendliche aus Löhne und Umgebung, unsere Reiseleitung Matthias, unser Übersetzer Daniel und Catrin als Theaterpädagogin und weibliche Betreuungsperson. Nach einer fast 20-stündigen Reise erreichen wir Managua und werden dort von Carlos und Julio vom Flughafen abgeholt, die in den nächsten Wochen viel für uns organisieren und uns oft begleiten werden. Die Gruppe ist von der Reise und der Hitze vor Ort müde, aber neugierig auf das, was kommt. Wir werden mit einem Pick-Up in ein Hotel in Managua gebracht, das Hotel Flora. Abends kehren wir in ein heimisches Schnellrestaurant ein und gönnen uns eine gr0ße Portion Pommes. Das Wetter bedeutet für uns alle eine große Umstellung, da es sehr heiß und stickig ist. In der ersten Nacht macht sich der Jetlag bemerkbar.
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com